Alles auf Anfang!?
Alles auf Anfang!?
Oder: Wie gelingt ein Neustart.
Synonyme und Assoziationen des Begriffes:
Neustart · Neuanfang · Neubeginn · Alles zurück auf null · (die) Karten werden neu gemischt (fig.) · Reset · Stunde null (für) ·Wiederanfang
(aus openthesaurus.de)
Aussteigen und Neuanfang – geht das eigentlich?
Nichts und niemand ist perfekt. Manchmal knirscht es ganz schön im Getriebe. Wenn das passiert, leiden alle – jeder ruft verzweifelt nach Rettung, jeder in eine andere Richtung. Die eigene Welt steht still und wir einen Schritt vorm Abgrund.
Aber: Wenn nichts perfekt ist, nicht einmal die Herausforderungen – dann erledigt sich doch irgendwann alles. Und bis dahin? Augen zu, Ohren anlegen und durch.
Wenn gefühlt alles immer schlechter wird und nichts mehr geht: Muss man durchhalten? Oder ist es nicht besser, einfach abzuschließen. Alles zu beenden, dicht zu machen und neu anzufangen?
Die Welt außerhalb der eigenen Wahrnehmung dreht sich jedoch unaufhaltsam weiter. Nichts bleibt, alles läuft seinen Gang. Wer stehen bleibt, wird zunächst ein-, dann überholt.
Natürlich ist es einfach, das Licht auszumachen, die Türen abzuschließen und den Betrieb/die Beziehung zu beenden. Auf der Strecke bleiben die Arbeit der letzten Zeit– meist sind es Jahre, die Leidenschaft, mit der das „Unternehmen“ begonnen wurde, die selbst gesteckten Ziele. Und die Beziehungen und deren Ergebnisse daraus, die wir in dieser Zeit „erarbeitet“ haben.
Im Beruf und Unternehmen ist es der gute Ruf, sind es Kunden und Lieferanten oder die Beschäftigten. Im privaten Bereich ist es die Partnerin oder der Partner, die Kinder, die Verwandten, Freunde und Bekannte.
Licht aus – Tür zu! Alles auf Null – und alle sind weg. Mehr oder weniger ….
Wir wollen das Leben neu beginnen lassen, meinen, die Welt sei ein weißes Blatt Papier, das nun neu beschrieben werden könne. Ist es das aber?
Armin Nassehi, Soziologieprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München, nennt das einen „typischen Irrtum der Intellektuellen“. Ohne Rücksicht werde eine Realität beschrieben, die das bisherige Vorhandene ignoriert und dadurch unweigerlich damit in Konflikt gerät.
Denn die Welt um einen herum vergisst nichts. Und die neue Wirklichkeit bewertet anhand der alten Realitäten. Verlorenes Vertrauen – egal in welcher Form – ist schwer wieder zu erwerben.
Ein Neuanfang in diesem Sinne verzichtet darauf, aus Fehlern zu lernen. Verzichtet darauf, die Ursachen zu suchen und zu beseitigen. Es ist ein Aufbruch, eine Flucht, in eine vermeintlich neue Realität. Und man vergisst dabei, dass man alles in seinem Rucksack mitnimmt, was diese Flucht erst ausgelöst hat. Und: Wo immer man auch hingeht, man nimmt sich selbst immer mit!
Oder doch Aufräumen, ordnen und weitermachen?
Ist es da nicht besser, aufzuräumen und zu ordnen? Sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen? Das Problem im System zu lösen?
Denn dann verzichten wir darauf, einfach alles hinter uns zu lassen und verlieren somit auch nicht alles, was bisher war. Ob es was zu verlieren gibt – diese Frage muss sich natürlich jeder selbst beantworten.
Aufräumen und ordnen heißt also, etwas wieder in Gang zu bringen, mit Mitteln, die man kennt und unter Rahmenbedingungen, die man hat. Aufräumen und ordnen ist dann richtig, wenn man überzeugt ist, dass das, was man tut, richtig ist. Dann lohnt es sich, den Sand zu suchen, der sich in das Getriebe geschlichen hat.
Natürlich ist es einfacher, ein abgenutztes System zu entsorgen, als sich mit den Ursachen, die dazu geführt haben, zu beschäftigen. Dann aber bleibt ein Neuanfang nur der Versuch, ein System (Unternehmen, Beziehungen) wieder in Gang zu bringen. Denn ohne aus der Vergangenheit (Fehlern) zu lernen bedeutet, dass sich mit großer anzunehmender Wahrscheinlichkeit (alle) bisherigen Fehler wiederholen können. Es ist dann lediglich eine Frage der Zeit, bis auch das neue Unternehmen oder die neue Beziehung, wieder scheitert.
Also: Auf geht’s in die Keller und Speicher. Suchen wir nach den Fehlern, die unser System beeinträchtigen. Nach verworfenen Lösungen, die wir auf Eis gelegt und dort vergessen haben. Entrümpeln wir unser Leben, um wieder freie Sicht auf unsere Möglichkeiten zu haben. Hinterfragen wir Prozesse (Unternehmen) und Gefühle (Beziehung) und prüfen diese. Seien wir bereit, Kompromisse einzugehen und unser altes Regelwerk neu zu definieren.
Dann klappt‘s auch mit dem Neustart!
Suchen Sie dann nicht nach Perfektion, sondern finden Sie das Optimum. Sie haben es gefunden, wenn in Ihnen und um Sie herum wieder Freude und Zufriedenheit einkehrt.
Nachtrag:
Falls Ihnen beim Lesen Themen in den Sinn kommen, bei denen Sie gerne mal aufräumen wollen, zögern Sie nicht, auch an Hilfe zu denken. Und zwar erst recht dann, wenn Sie vielleicht zeitlich an der Grenze des Machbaren angekommen sind, die berühmte „Betriebsblindheit“ Ihnen die Sicht vernebelt, oder Ihre Gefühle eine objektive Bewertungen nicht zulassen.
Machen Sie sich dann auch bewusst, dass „nichts tun“ keine Option sein kann. Denn das bringt Sie keinen Schritt weiter.
Sehr cooler Blogbeitrag. Danke dafür
Danke Steff, Deine Rückmeldung freut mich!