Wenn Gedanken zur Belastung werden (1)
Was führt zu einer Belastungssituation?
Die nachfolgend beschriebenen Situationen kann nur bewerten, wer unmittelbar oder mittelbar betroffen ist. Darum kann ich lediglich allgemein und in meinen Worten formulieren. Ich kann weder zum Grad einer individuellen Beeinträchtigung noch zur richtigen Maßnahme Stellung beziehen oder Lösungen vorschlagen. Ich bin weder Arzt noch Therapeut und meine Hinweise ersetzen keine Heilbehandlung. Die Inhalte dienen Dir ausschließlich zur Reflektion Deiner Situation. Wenn ich Dich anregen kann, manches in einem anderen, positiveren Licht zu sehen, freut es mich sehr.
Ein Teufelskreis.
Wie aber kommt es zu diesem Teufelskreis?
Das Selbst des Menschen (Selbsterkenntnis, Selbstbewusstsein, Selbstwert,…) entwickelt sich so richtig mit ca. 3 Jahren. Die Erfahrung, die dann im Laufe des „Groß werdens“ gemacht werden, sind die Grundlagen für das spätere Sein. Diese Grundlagen sind entscheidend, wie Dein erwachsenes Sein mit Herausforderungen des alltäglichen Lebens umgeht. Deine Werte, Regeln, Überzeugungen und Glaubenssätze (dazu in einem späteren Blog mehr) entstehen nach und nach. Sie sind ein Abbild Deines Umfeldes und „programmieren“ Dein Unterbewusstsein.
Ab einem bestimmten Alter beginnt das junge Sein, das eigene Wertesystem aus eigenen Erfahrungen heraus zu hinterfragen. Dieser Abgleich führt dann entweder zur Bestätigung oder zur Änderung dieses Wertesystems. Dieser Prozess ist so gut wie nie abgeschlossen sein. Denn nichts ist so stetig wie die Veränderung. So wie Du Dich veränderst, verändert sich Dein Umfeld – im Großen gedacht, dies gesamte Welt – stetig. Mit all diesen „Erfahrungen“, abgespeichert im Unterbewusstsein, werden Deine Gedanken “bearbeitet“.
Und das täglich rund 70.000 mal – so viele Gedanken denken wir. Darunter sollen sich lediglich 2-3 % neue Gedanken finden. Und die Mehrzahl unserer Gedanken, bis zu 70 %, – Du ahnst es – sind negativ. Und 97 – 98 % sind Wiederholungen.
Jetzt ist es noch wichtig zu wissen, dass von 100 % Gedanken, die ein Mensch am Tag so alles denkt, lediglich 2 – 3 % unserer Gedanken aufbauende, positive oder inspirierende Gedanken sind. 25 % unserer Gedanken sind schlecht für uns oder für andere. Der große Rest sind unbedeutende und temporäre Gedanken, die jedoch Wirkung auf uns nehmen (können). Und zu alledem sind 97 bis 98 % aller Gedanken Wiederholungen ….
Menschen mit einem starken Selbst haben keine Herausforderungen im Umgang mit den diesen rund 25 % negativer Gedanken. Ihre persönliche Einstellung befähigt sie, den Herausforderungen mit einer der jeweiligen Situation angemessenen Reaktion zu begegnen. Sie beschäftigen sich schlichtweg nicht damit oder nutzen vielmehr ihre Erfahrung, auch solchen Situationen Positives abzuringen. Anderen gelingt das nicht.
Das ist auch der Grund, warum ein und dasselbe Ereignis bei zwei Personen unterschiedlichen Empfindungen auslösen. Und das dann auch der Grund, warum sich manche in einem Gedankenkarussell festsetzen.
Rein ins Gedankenkarussell
Wer kennt sie nicht. Die dunklen Gedanken, an dunklen Tagen gedacht. Wenn so gar nichts das Gemüt erhellen möchte, noch nicht mal, wenn die Sonne scheint. Dann rollt das Leben grausam über Dich hinweg. Und scheinbar nur über Dich – denn allen anderen in Deinem Umfeld scheint es besser zu gehen.
Und sie nagen an Dir – diese Gedanken -, knappern Stück für Stück Deine Persönlichkeit an. So lange, bis Du Dich wertlos, ungeliebt, ungeachtet, ausgenutzt und unbeachtet fühlst. Alles und jeder um Dich herum begegnet Dir in Trübsal. Das Lächeln – wenn überhaupt – scheint aufgesetzt. Blicke, die Dich treffen, fühlen sich kontrollierend, abschätzend und wertend an. Gelacht wird scheinbar eher über Dich, als mit Dir. Du scheinst in Dein Umfeld einfach nicht mehr reinzupassen und am Ende ziehst Du Dich immer mehr und immer weiter in Dich zurück.
Dann bist Du drin – in Deiner „Gedanken-Zelle“: Tür zu – Riegel vor…..! Oder ist es gar keine Zelle, sondern eine Schutzmauer, die Du – erst langsam, dann immer schneller – um Dich herum aufbaust? Um Dich vor allen negativen Einflüssen zu schützen?
Aber das Alleinsein in der Einsamkeit Deiner Gedankenwelt tut erst recht nicht gut. Die vermeintliche Ruhe um Dich herum führt nicht zur Entspannung, lenkt Dich nicht ab. Sie lässt Deine Gedanken eher nur noch weiter und schneller kreisen. Bis Deine Seele unter Deinen Gefühlen leidet und alles Elend dieser Welt auf Deinen Schultern lastet.
Vermischen, verwischen und interpretieren!
Die Gründe für diesen Teufelskreis vermischen sich: Häufig ist ein einziger Grund nicht unbedingt und zwangsläufig auch der einzige Auslöser. Es braucht meist mehrere Situationen, jede für sich allein vielleicht ertragbar, in der Summe jedoch erdrückend. Selten entstehen trübe Gedanken sofort, sondern – oft in der Bewertung mit anderen Einflüssen – erst später auf! Die Entwicklung ist also eher ein schleichender denn ein rasender Prozess. Ausnahmen sind sicherlich extreme Erfahrungen und Erlebnisse, die eher unmittelbar und zeitnah belastend sind.
Diese zeitlichen Verzögerungen sind dafür verantwortlich, dass Gründe verwischen. Denn mit der Zeit verblassen exakte Erinnerungen – und die Geschichte deiner Vergangenheit wird durch Deine Darstellung zu Deiner als real empfundene Geschichte. Sie formt Dein Selbstbild und Dein Bild von der Welt um Dich herum. Und je später und je mehr Dich Deine Selbstzweifel und Ängste gefangen nehmen, desto mehr verblasst das objektive und gibt dem subjektiven Empfinden Raum.
Und zu guter Letzt interpretieren wir noch die Begebenheiten, Begegnungen, Blicke, Körperhaltungen, Aussagen oder auch Betonungen, losgelöst oder sogar im Kontext mit unseren Gedanken. Wir wissen nicht wirklich ….
„…. was andere Menschen denken oder fühlen, aber wir interpretieren ihr Verhalten und sind dann wegen unserer eigenen Gedanken beleidigt.“ (unbekannt)
So also vermischen, verwischen und interpretieren wir in unserem täglichen Denken Historisches und Aktuelles.
Wie entsteht ein Gedanke und was passiert in Deinem Körper durch ihn?
- Ein Ereignis, eine Begebenheit erweckt Deine Aufmerksamkeit. Ein Gedanke entsteht und Du bewertest die Situation. Aus Deiner Interpretation heraus entstehen Gefühle.
- Unsere Gefühle rufen Handlungen (Reaktion, Aktion) hervor. Am Ende Deiner Handlung(en) entstehen Ergebnisse, die sich auf Dein Leben Alles unwahrscheinlich schnell und zigtausend Mal am Tag.
Jetzt gibt es die guten Gefühle, die uns glücklich, positiv, liebevoll, friedlich oder stark machen. Und es gibt die anderen, die uns verärgern, deprimieren, hilflos, ängstlich und verletzlich machen.
Dein Körper gerät – je nach Gefühl – in Stress.
Stress – überlebenswichtig! Und für’s Leben wichtig zu wissen:
Stress an sich ist grundsätzlich nichts Schlimmes. Vor Urzeiten bewahrte er unsere Vorfahren davor, vom Mammut überrannt oder vom Säbelzahntiger gefressen zu werden. Denn Stress setzt kurzfristig ungeahnte Kräfte (kämpfen …) und Schutzreflexe (… oder rennen) frei. Ging die Situation gut aus – für unsere Vorfahren – dann war auch der Stress relativ schnell beendet. Der Körper entspannt sich, der Herzschlag wird reduziert, der Blutdruck normalisiert. Ein Zeichen für einen gesunden und positiven Stress (Eustress). Das Hormonsystem wird nach kurzer Zeit also wieder zügig heruntergefahren und kommt zur Ruhe. Die aktivierte Energie wurde positiv genutzt. Eustress hat also mit der Bewältigung von Herausforderungen zu tun, nicht mit Überforderung – und verhilft darüber hinaus zu einem gesunden Schlaf!
Das Gegenteil ist negativer Stress – Distress. Dabei wird ebenfalls Energie aktiviert, die jedoch weder positiv genutzt noch zügig abgebaut werden kann, sondern vielmehr die Leistungsfähigkeit hemmt und blockiert. Distress ist jedoch ein Signal für Überforderung und mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen verbunden. Die ausgelöste Hormonkaskade wird nicht durch Aktivität abgebaut. Die Folgen ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Nervosität, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, erhöhter Blutdruck, Asthma, Arteriosklerose, chronisch werdender Stress, Depression auslösend oder fördernd.
Während ausgeglichene Menschen in der Lage sind, die Alarmbereitschaft des Körpers (Stress) schnell wieder herunter zu fahren, funktioniert dies bei Menschen, die in ihrem Gedankenkarussell sitzen, nicht. Es entsteht vielmehr regelmäßig neuer Stress …. in Deinem Gedankenkarussell! Und es ist nicht der gute!
Warum fühlen wir uns, wie wir uns fühlen?
Deine Gedanken bestimmen also Dein Verhalten und Dein Handeln. Verhalten und Handeln wiederum entscheiden, wie Du in Deiner Umgebung wahrgenommen wirst. Deine Umwelt (Partner, Kinder, Eltern, Schwiegereltern, Freunde, Kollegen, Chefs,….) reagiert und Du bekommst das zurück, was Du aussendest. Und das, was Du bekommst bestimmt, ob Du glücklich, frei, erfüllt, fit und gesund – oder unglücklich, gefangen, unerfüllt leer, schlapp und krank bist.
“Wie die Gedanken sind, die du am häufigsten denkst, ganz so ist auch deine Gesinnung. Denn von den Gedanken wird die Seele gesättigt.”
Mark Aurel (römischer Kaiser, gelebt 121 – 180 (nach Übersetzung von C. F. Schneider)
Du kennst diese Aussage vielleicht auch so: „Auf Dauer nimmt Deine Seele immer die Farbe Deiner Gedanken an!“
Sind Deine Gedanken und damit Deine Gefühle schwer, erdrückend, belastend, traurig und schwarz wie die Nacht, wird Deine Seele genau das fühlen. Ist Deine Seele krank, leidet Dein ganzer Körper. Dein Körpersystem bricht nach und nach zusammen. Es scheint, als hättest Du nicht mehr die Kraft, Dich zu befreien.
Spruch des Blogs:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie bestimmen Deine Gefühle.
Achte auf Deine Gefühle, denn sie bestimmen Dein Handeln.
Achte auf Dein Handeln, denn es bestimmt Deine Ergebnisse
Achte auf Deine Ergebnisse, denn sie beeinflussen Dein Leben.