Fachkraeftemangel
Stellvertretend für die gesamte Studienlandschaft möchte ich zwei Ausarbeitungen zu den Auswirkungen des Fachkräftemangels vorstellen. Die eine kommt von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK Arbeitsmarktreport 2017 ) im Rahmen einer Umfrage aus 2016. Die andere Studie wurde vom Institut für Beschäftigung und Employabilty (ibe) im Januar 2015 im Auftrag der Landesregierung Rheinland-Pfalz erstellt.
Aus beiden Veröffentlichungen fasse ich die nachfolgenden Themen zusammen:
Der Fachkräftemangel ist von der Unternehmensgröße unabhängig.
- 37 % der Unternehmen können Stellen längerfristig nicht besetzen
- Jedes 2. Unternehmen hat Schwierigkeiten, Arbeitnehmer mit dualer Berufsausbildung zu finden.
- Jedes 3. Unternehmen hat Schwierigkeiten, Hochschulabsolventen und Kandidaten mit Weiterbildungsabschluss zu finden.
Alle sind sich einig: Die Stellenbesetzungsprobleme werden weiter zunehmen. Dies in sehr unterschiedlichen, aber dennoch deutlichen Ausprägungen.
Unter allen Rückmeldungen der Unternehmen mit Personalbedarf haben lediglich rund 38 % keine Probleme, Stellen zu besetzen. Im Umkehrschluss: 62 % aller erforderlichen Stellen können nicht besetzt werden! Rund jedes vierte Unternehmen hatte dieser Studie zufolge zum Zeitpunkt der Umfrage keinen Personalbedarf. Aber wenn, dann ….
Die Auswirkungen des Fachkräftemangels auf die Unternehmen.
Ibe hat aus den Rückmeldungen von 90 Unternehmen aller Branchen und Größen nachfolgende Erkenntnisse gewonnen. Wobei sich die Rückmeldungen in insgesamt 5 Stufen von „gar nicht zutreffend“ bis „sehr zutreffend“ erstrecken. Zusammengefasst habe ich „sehr zutreffend“ und „zutreffend“ in einem Ergebnis zusammengefasst:
%-Anteil | Auswirkungen |
20,4 % | Innovationsprozesse geraten ins Stocken |
32,0 % | Die Flexibilität auf Marktveränderungen sinkt |
60,6 % | Die Personalkosten steigen |
58,6 % | Stellen werden langsamer besetzt |
24,0 % | Vertragsangebote werden abgelehnt, da sich der Bewerber für einen anderen Arbeitgeber entschieden hat |
18,6 % | Die Fluktuationsraten bei der bestehenden Belegschaft steigt |
62,7 % | Die Qualität der eingehenden Bewerbungen nimmt ab |
54,6 % | Die Anzahl der Bewerbungen nimmt ab |
Die größten Herausforderungen finden sich demnach in der Rekrutierung von Mitarbeiter*innen und den Personalkosten.
Aber, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erkennbar ist: zu viele offene Stellen und fehlende Flexibilität auf Marktveränderungen lassen die Kosten ebenfalls steigen – nämlich relativ, da möglicherweise Umsätze gefährdet sind.
Es gilt also, jeglicher Auswirkung des Mangels Aufmerksamkeit zu widmen.
Wo finden Sie sich mit Ihrem Unternehmen in dieser Tabelle wieder?
Attraktivität ist anziehend?
Welche Priorität nimmt das Thema Attraktivität des Arbeitgebers ein?
Diese Frage stellt ibe und erhält als Ergebnis ein sehr eindeutiges Bild: 1 % der befragten Unternehmen bewerten diese Frage mit einer „geringen“ oder „sehr geringen“ Priorität. Dagegen sind 49 % mit einer hohen, weitere 27 % mit einer sehr hohen – in Summe 76 % – Priorität dabei und räumt damit der Attraktivität als Arbeitgeber eine extrem hohe Bedeutung den Spitzenplatz unter den Maßnahmen ein.
Die DIKH kommt zu einem ähnlichen Bild. Die Fragestellung war dort: Wie reagieren Unternehmen auf den Fachkräftemangel? Das Ergebnis ist ebenfalls sehr eindeutig: Jedes 2. Unternehmen (47 %) setzt auf die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität.
Spitzenreiter bei dieser Befragung mit 51 % ist, mit mehr Ausbildung zu reagieren. Das aber funktioniert doch nur, wenn die Unternehmen auf dem Ausbildungsmarkt ausreichend Auszubildende finden. Und das wiederum hängt – wie so vieles – von mehreren Faktoren ab, unter Umständen aber auch von der Attraktivität des Ausbildungsbetriebes.
Attraktivität ist anziehend!
Attraktivität (lat. attrahere: an sich ziehen, anziehen) ist die Anziehungskraft. Sie kann sowohl auf äußerliche Aspekte (Schönheit) als auch auf innere Werte (Charakter, Geist, Charisma, soziale Stellung) oder auf Materiellem beruhen. Sie wird individuell unterschiedlich bewertet und hängt im Wesentlichen von den Erwartungen des Betrachters ab.
Wieviel Aufmerksamkeit widmet Ihr Unternehmen der eigenen Attraktivität?
Lesen Sie dazu das nächste Mal: Attraktive Arbeitgeber – ein Erfolgsmodell.
Spruch des Blogs:
Müssen Unternehmen schön sein? Nein! Aber sie müssen den Menschen gefallen!