AlleFührungMotivationOrganisationUnternehmensentwicklung

Lebensphasenorientierte Personalpolitik (2)

Jeder Mensch befindet sich im Laufe seines Lebens in den unterschiedlichsten Lebens- und Berufsphasen. In denen geht es durch lebensbeeinflussende und prägende Hochs und Tiefs. Diese Phasen wirken sich sehr individuell auf den Einzelnen und damit auch unmittelbar auf betriebliche Belange aus. Im ungünstigsten Fall ergeben sich daraus im Betrieb Herausforderungen, wenn die erwartete Leistung und Qualität, Motivation und Qualifikation leiden.

Lebensorientierte Personalpolitik greift solchen Möglichkeiten vorweg. Für alle relevanten Lebensphasen und den daraus resultierenden Erwartungen des Einzelnen und des Unternehmens werden rechtzeitig geeignete Lösungen definiert. Dabei sollten die Lösungen allgemein gehalten und gültig sein und dennoch genügend Spielraum für eine individuelle persönliche und betriebliche Lösung lassen.

Das Konzept (sh. Abb. in Teil 1) differenziert in

  • Lebensphasen
  • Berufsphasen
  • Handlungsfelder

In diesem Blog-Beitrag geht es zunächst darum, die wesentlichen Inhalte der einzelnen Lebens- und Berufsphasen zu erkennen und im nächsten Schritt auch zu verstehen. Dazu beschreibe ich die einzelnen Phasen und zeige damit auf, auf welche möglichen Punkte eine Personalpolitik fokussieren muss.

Relevante Lebensphasen im familiären Umfeld:

Elternschaft

  • Die Geburt oder die Adoption eines Kindes bedeutet für beide Elternteile Pflichten und Verantwortung sowie Zuwendung für das Kind bzw. mehrere Kinder.

Lebens- und Arbeitssituation des Partners

  • Arbeitswechsel, Arbeitszeiten, Auslandsaufenthalte, Kinderbetreuung, Überstunden und Karriereplanung – einige Beispiele für den Abstimmungsbedarf mit dem Lebenspartner oder der Lebenspartnerin. Insbesondere bei Paaren, in denen beide Partner Karriere machen wollen, aber z. B. auch Paare in Schichtarbeit, brauchen eine Balance zwischen den Verpflichtungen gegenüber dem Arbeitgeber und dem Partner bzw. der Partnerin.

Soziales Netzwerk

  • Ein soziales Netzwerk wird durch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder einer Gesellschaft definiert. Teil des sozialen Netzwerkes sind in der Regel Familie und Freunde, aber auch Bekannte, zu denen eine eher lose Beziehung besteht. Mittlerweile werden diese Netzwerke auch mit Unterstützung von Social Media gepflegt.

Pflege

  • Beschäftigte müssen möglicher Weise parallel zum Beruf die Verantwortung für die Pflege und Unterstützung bedürftiger Menschen übernehmen. Neben der zusätzlichen Verantwortung sind pflegende Beschäftigte oft auch erhöhten physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt.

Relevante Lebensphasen im außerfamiliären Umfeld:

Ehrenamt

  • Ein Ehrensamt ist eine besondere und unentgeltliche gesellschaftliche Aufgabe in Vereinen, Initiativen, Selbsthilfegruppen oder auch Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen. Mitarbeiter im Ehrenamt müssen zusätzlich bestimmte Zeit- und Dienstplänen einhalten. Auch kann es zu kurzfristigen Einsätzen (Feuerwehr, Technisches Hilfswerk) und damit – auch zu außerplanmäßigen – Abwesenheitszeiten im Betrieb kommen.

Hobby

  • Im Hobby sucht der Mitarbeitende den Ausgleich zwischen Berufs- und Privatleben und verwirklicht nicht selten in seiner Freizeit Lebensträume. Die Aktivitäten gehen von sportlichen Tätigkeiten bis zu künstlerischen Interessen.

Krankheit

  • Krankheitsbedingte Fehltage stellen u. U. eine Herausforderung für die betroffenen Arbeitnehmer bzw. Arbeitnehmerinnen und den Arbeitgeber dar. Dabei ist zwischen kürzeren Krankheitszeiträumen und chronischen Erkrankungen zu unterscheiden. Ebenso, ob und wie ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin dauerhaft in Bezug auf Art und Umfang der Tätigkeit beeinträchtigt wird.

Nebentätigkeit

  • Eine wachsende Zahl von Menschen geht heute mehr als einer Beschäftigung nach. Überwiegend für die Aufnahme einer Nebentätigkeit sind persönliche Motive, wie ökonomische Zwänge oder die Suche nach beruflicher Erfüllung.

Private initiierte Weiterbildung

  • Die freiwillige private Weiterbildung dient ebenso wie die betriebliche Weiterbildung der Entfaltung der Persönlichkeit eines Menschen und seinem beruflichen Fortkommen. In der Regel findet diese Form der Weiterbildung außerhalb der Arbeitszeit statt, oft auch verbunden mit einem finanziellen Beitrag.

Kritisches bzw. traumatisches Erlebnis

  • Traumatische Ereignisse sind so gut wie nicht vorhersehbare Erfahrungen. Je nach Schwere werden diese von den Betroffenen teils ohnmächtig wahrgenommen. Häufig stehen diese in Zusammenhang mit dem Tod oder einem schweren Schicksalsschlag einer nahe stehenden Person. Gewalttätige Angriffe auf die eigene Person, Entführungen, Geiselnahmen oder Terroranschläge zählen ebenfalls zu traumatischen Ereignissen. Solche Ereignisse können das Leben des Betroffenen wesentlich beeinflussen oder sogar gefährden.
  • Kritische Ereignisse sind nicht zwangsläufig traumatisch. Sie belasten den Einzelnen jedoch zeitlich und emotional erheblich, wie z. B. Trennungen / Scheidungen, etc.

Verschuldung

  • Mitarbeiter, die verschuldet sind, können diese Verbindlichkeiten häufig mit dem vorhandenen Einkommen nicht auflösen. Sind diese Schulden nicht mehr abbaubar, kann das auch zu Problemen am Arbeitsplatz führen.

Die skizzierten Lebensphasen sind unabhängig vom Alter und auch unabhängig davon, in welcher beruflichen Phase sich ein Mitarbeiter befindet. Beispielsweise kann auch eine 50 jährige Führungskraft noch einmal Vater werden und entsprechende betriebliche Unterstützung benötigen. Darüber können durchaus mehrere Lebensphasen parallel nebeneinander bestehen (sogenannte Sandwich-Positionen, z. B. bei gleichzeitiger Elternschaft und Pflegeverantwortung). Inwieweit sich private und berufliche Belange miteinander vereinbaren lassen, hängt nicht zuletzt von den unterschiedlichen Berufsphasen ab, die Beschäftigte im Zuge eines Erwerbslebens durchlaufen.

Relevante Berufsphasen

Einstieg/Orientierung

  • Der berufliche Einstieg ist die erste Tätigkeitsaufnahme im Unternehmen. Häufig gleichzusetzen mit dem Beginn der Berufsausbildung oder der ersten festen Anstellung nach dem Studium. Außerdem ist zwischen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu unterscheiden, die einen Stellenwechsel vornehmen, in das Unternehmen neu eintreten, sich innerhalb der Organisation verändern und eine neue Tätigkeit ausüben. Auch sogenannte Wiedereinsteiger – Beschäftigte, die nach einer mehrjährigen Elternzeit oder Pflegezeit in den Beruf zurückkehren – sind dazu zu zählen. Bei Rückkehrern aus einem längeren Auslandsaufenthalt kann es sich auch um eine berufliche Neuorientierung handeln.

Reife

  • Berufliche Reife haben langjährig Mitarbeitende, die eine gute Leistung erbringen und über großes Know-How verfügen. Ist im Unternehmen kein Entwicklungspotenzial in dem jeweiligen Fach mehr vorhanden, kommt es zu sogenannten Karriereplateaus. Es ist dann gut zu wissen, ob diese Plateaus zu Demotivation führen oder bewusst vom Mitarbeitenden gewünscht sind.

Führung

  • Die Übernahme der ersten Führungsaufgabe stellt den Mitarbeitenden möglicher Weise vor Herausforderungen. Sei es die eigene Identifikation mit der neuen Rolle oder der Abgrenzung gegenüber Kolleginnen und Kollegen. Außerdem können auch für etablierte Führungskräfte Lebenssituationen eintreten, die ihre verantwortliche Rolle beeinflussen können (z. B. Geburt eines Kindes, Scheidung, Pflegefall, …)

Ausland/Versetzung

  • Ein beruflicher Standortwechsel (ins Ausland) bedeutet, einen einschneidenden Wechsel des Lebensumfeldes vorzunehmen. Bei Auslandseinätzen kommen – je nach Zielland – auch kulturellen Veränderungen dazu. Neben dem Mitarbeiter bzw. der Mitarbeiterin ist davon auch der Partner oder die Partnerin oder auch eine ganze Familie betroffen. Eine Auslandversetzung kann unterschiedlich lange dauern. Möglicher Weise steht eine Versetzung im Widerspruch zu einer Lebensphase des Beschäftigten und/oder dessen Familie. Das kann zu Vereinbarkeitsproblemen mit dem Familienleben und/oder im erweiterten privaten Bereich führen.

Ausstieg

  • Es gibt viele Gründe für das Ausscheiden aus dem Unternehmen. Auszubildende verlassen nach dem Abschluss der Ausbildung das Unternehmen, z. B. um sich weiterzubilden. Die gesetzliche Eltern- oder Pflegezeit bedeutet einen kurzfristigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben. Ein interner Bereichs- oder Abteilungswechsel ist ebenfalls ein “Ausstieg” aus dem bisherigen Berufsumfeld. Ein Sabbatical oder das Sabbatjahr ist ein befristeter Ausstieg im Rahmen eines Arbeitszeitmodells für einen längeren Sonderurlaub. Eine berufliche Neuorientierung führt zum Arbeitgeberwechsel ebenso wie der Eintritt in den Ruhestand. Gerade der Einstieg in den Ruhestand kann eine kritische Phase sein, da sich die Lebensverhältnisse des Beschäftigten erheblich verändern.

Auch die beruflichen Phasen sind zum großen Teil altersunabhängig. Sie können sich wiederholen und erfolgen nicht zwangsläufig chronologisch. Beispielsweise kann auch mit 45 Jahren der Start einer neuen Karriere im Unternehmen unternommen werden, nachdem der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin einige Jahre zuvor im Ausland für eine Tochtergesellschaft tätig war. Zudem müssen nicht alle Berufsphasen durchlaufen werden. Einige Beschäftigte werden keinen Auslandseinsatz haben und / oder keine Führungsaufgabe übernehmen.

Im nächsten Teil “Lebensphasenorientierte Personalpolitik (3)” geht es um die Abstimmung der einzelnen Lebensphasen untereinander.

Dabei fordert jede Lebensphase bestimmte Lösungsansätze. Eine entsprechende Personalpolitik sucht und findet also Lösungswege für die individuelle Situation der Mitarbeitenden. Sie entwickelt Maßnahmen und Instrumente, die sowohl für die Lebens- als auch für die entsprechende Berufsphase passen.

Im übernächsten Teil 4 werden dann die Handlungsfelder definiert, die um die Themen der Personalpolitik einen übergeordneten Handlungsrahmen definieren, um so die systematische und nachhaltige Umsetzung der Personalpolitik in den betrieblichen und persönlichen Alltag zu integrieren.

Bild des Blogs:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit Klick auf Akzeptieren stimmst Du der Verwendung von Cookies und des Besucheraktions-Pixel von Facebook zu. Du kannst jederzeit den Einstellungen widersprechen. Klicke dazu auf "Cookieeinstellung prüfen" am Ende dieser Seite (Fußbereich). Weitere Informationen hier.

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden. Auf dieser Website wird das Besucheraktions-Pixel von Facebook für statistische Zwecke verwendet. Mit Hilfe eines Cookies kann so nachvollzogen werden, wie Marketingmaßnahmen auf Facebook aufgenommen und verbessert werden können. Über ein Einverständnis freue ich mich. Informationen zum „Besucheraktions-Pixel“, zu Cookies und dem Ihnen zustehenden Widerspruchsrecht erhalten Sie in der Datenschutzerklärung.

Schließen