W∑V4– Die Formel der Menschenführung: Wertschätzen
Laut Wikipedia ist Wertschätzung
“…. die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf eine innere allgemeine Haltung anderen gegenüber. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes, sein Wesen. Sie ist eher unabhängig von Taten oder Leistung, auch wenn solche die subjektive Einschätzung über eine Person und damit die Wertschätzung beeinflussen.”
Wertschätzung ist ein essentielles Bedürfnis aller Menschen, im Berufsleben genauso wie im Privatleben.
Kein Wunder also, wenn immer mehr Unternehmen aufgrund sich verändernder Rahmenbedingungen um einen veränderten Umgang der Beschäftigten miteinander bemühen. Dabei stehen Respekt, Offenheit, Ehrlichkeit, Achtsamkeit, gegenseitige Anerkennung und Freundlichkeit immer mehr im Mittelpunkt. Diese und viele andere Werte bilden gemeinsam die Basis für eine wertschätzende Unternehmenskultur. Eine Kultur, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und ihm Instrumente und Anleitungen an die Hand gibt, eine solche Kultur zu entwickeln.
Wertschätzung in Unternehmen bedeutet: “Aufmerksamkeit und Interesse zeigen sowie Respekt und wohlwollendes Feedback geben”. Diese Geisteshaltung, vor allem und zuerst von der Unternehmensleitung ausgehend, ist Grundlage für eine gut funktionierende Unternehmenskultur.
Bleiben da Umsatz und Rendite nicht auf der Strecke? Ganz im Gegenteil. Zwar entscheidet – vereinfacht dargestellt – immer noch Menge x Preis über die Höhe des Umsatzes und Umsatz minus Kosten über den Ertrag. Jedoch werden Umsatz und Kosten gleichermaßen von der Leistung des Faktors Arbeit – der Belegschaft – beeinflusst: in der Menge und in der Qualität. Und beides wiederum hängt von der Zufriedenheit der Belegschaft ab.
Eine wertschätzende Unternehmenskultur verzichtet also nicht auf Umsatz und Ertrag, sondern unterstützt und zielt auf das genaue Gegenteil.
Ist Wertschätzung damit eher ein Mittel zum Zweck als ein hehres Ziel?
Beides schließt sich nicht aus. Nicht umsonst – und wenn’s positiv gemeint ist – heißt es: der Zweck heiligt die Mittel.
Wenn Sie Wertschätzung eher achtlos, inflationär und im Gießkannenprinzip “verschleudern”, wirkt es nicht echt, ist unehrlich und als Versuch der Beeinflussung eindeutig erkennbar. In diesem Fall bewirkt Wertschätzung das genaue Gegenteil.
Wenn Sie aber Wertschätzung richtig einsetzen, wirkt das in hohem Maße motivierend, leistungsfördernd und führt zu einem deutlich besseren loyalen Verhalten der Belegschaft dem Unternehmen gegenüber
Von unten nach oben vereinbart, von oben nach unten gelebt.
Ebenso wenig wie eine Unternehmenskultur von oben “befohlen” werden kann, wird sich ein wertschätzendes Verhalten nicht per “Order de Mufti” umsetzen lassen. Wie sagte Victor Frankl: “Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben.” Alles beginnt also in ihrem Unternehmen ganz oben. Der Impuls muss eine Unternehmensentscheidung sein. Binden Sie in die weitere Entscheidungsfindung – und vor allem in die Umsetzung – Ihre Führungskräfte ein. Denn nur mit deren Hilfe werden Sie Ihre Idealvorstellung nachhaltig im Unternehmen umsetzen.
Mehr dazu finden Sie später in dem Artikel “W∑V4– Die Formel der Menschenführung: Vorleben”
Wie wird sich wertschätzendes Verhalten auf Ihr Unternehmen auswirken?
– es verbessert das Arbeitsklima
– es stärkt die Bindung der Belegschaft an das Unternehmen
– es verringert Fehlzeiten
– es erhöht die Leistungsbereitschaft und Leistungsqualität
Darüber hinaus sorgt wertschätzendes Verhalten dafür, dass es ihrer Belegschaft ganz einfach besser geht. Denn ein solches Verhalten beeinflusst die Gesundheitswerte des Menschen erheblich.
– es erhöht das allgemeine Wohlbefinden
– es führt zu einer besseren Konzentrationsfähigkeit
– es stärkt die Beziehungsfähigkeit
– es steigert die Leistungskraft
Und: Wertschätzung führt zu einer Steigerung des Selbstwert – sowohl beim Empfangenden als auch beim Gebenden.
Also ran an die Wertschätzung
Das schwäbische “net g’schimpft isch g’lobt g’nug” (nicht geschimpft ist Lob genug) reicht definitiv nicht. Wertschätzung muss immer gezeigt, ausgesprochen, ausgedrückt, vermittelt werden.
Auch Wertschätzung, die eher geplant wirkt als von Herzen kommt, wird als solches wahrgenommen und verpufft ohne Wirkung. Nein, nicht ohne, sondern mit großer anzunehmender Wahrscheinlichkeit mit einer negativen Wirkung.
Unabhängig davon ist es eine Selbstverständlichkeit und Grundlage jeder Kommunikation, sich stets respektvoll und höflich zu begegnen. Respekt und Höflichkeit ist ein Garant für eine positive Unternehmenskultur.
Und wer nun meint, dass ein wertschätzendes Verhalten mit großem Aufwand verbunden ist, der irrt.
Der Aufwand hält sich in Grenzen, wirkt aber über die Maßen, wenn es denn spontan und von Herzen kommt:
– ein kleines Danke, dass Sie einer Bitte folgen lassen
– ein dankendes Mail, falls Sie den Dank nicht unmittelbar loswerden
– ein anerkennender Blick
– ein zustimmendes Kopfnicken
– interessiertes, aktives Zuhören
– interessiertes Nachfragen
– eine kleine Überraschung
– ein Geburtstagsgruß
– ein Schulterklopfen
– ein Lächeln bei jeder Begegnung
– ein freundliches “Guten Tag, Herr/Frau Müller” (nichts ist schöner, als mit Namen angesprochen zu werden).
Es wird weiterhin Kritikgespräche geben müssen, die deutlich und klar mit aller erforderlichen Konsequenz geführt werden sollten. Auch in der besten Organisation wird es Störungen geben. Fehler gehören zum Arbeitsalltag. Und es braucht eine Fehlerkultur, die in einem werteorientierten Unternehmen ebenso auf einer respektvollen und eben von gegenseitiger Wertschätzung geprägten Art und Weise gelebt wird.
Bedenken Sie, dass jedes einzelne Individuum auf Gesten und Worte – manchmal auch nur tagesformabhängig – unterschiedlich reagieren wird. Auch hängt die eine oder andere Form der Wertschätzung davon abhängt, wie gut Sie die Person kennen (z. B. bei einer Umarmung).
Es bleibt im Gespür des Wertschätzenden – wie bei vielem im Leben – das richtige Maß zur richtigen Zeit zu finden.
Die einfachste Wertschätzung der Welt: Danke!
Sagen Sie einfach einmal mehr “Danke”. Dankbarkeit geht weit über ein einfaches Lob. “Danke” drückt gleichermaßen Respekt und Anerkennung für die Arbeit aus, die sich ein anderer gemacht hat. “Danke” zeigt, dass es eben nicht als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Man kann nicht oft genug Danke sagen – und es kostet nichts. Fordern und fördern Sie eine Unternehmenskultur, in der Bitte und Danke zum normalen Umgangston gehört.
Nachsatz: Wertschätzung fängt jedoch zunächst bei jedem selbst an.
Können Sie sich selbst wertschätzen? Falls Sie die Frage mit NEIN oder VIELLEICHT beantworten, dann dürfen und müssen Sie zunächst bei sich selbst beginnen. Das hat nichts mit falsch verstandenem Egoismus zu tun. Denn nur, wer sich selbst auch wertschätzen kann ist in der Lage, andere wertzuschätzen! Machen Sie sich daher bewusst, welche Eigenschaften Sie selbst wertvoll und auch ein Stück einzigartig machen.
Spruch des Blogs:
“Wörter, leer wie der Wind, bleiben besser ungesagt.”
Homer (um 800 v. Chr.)