W∑V4 – Die Formel der Menschenführung

Dieser Beitrag richtet sich an alle, die in einem Unternehmen Verantwortung tragen. Denn jeder, der Verantwortung trägt, übt durch sein Verhalten besonderen Einfluss auf andere aus. Somit trägt auch jeder die Verantwortung dafür, wie das Zusammenleben im Unternehmen funktioniert – oder auch nicht. Sie alle sind angehalten, im Kontext dieses Beitrags mögliche Parallelen zum eigenen Unternehmen zu entdecken. Wenn sich keine finden, gut so. Dann dient dieser Beitrag vielleicht der Bestätigung des eigenen Handelns. Und sich bestätigt zu wissen, tut nicht nur mir gut ;-).

Falls Sie jedoch Parallelen entdecken bitte ich Sie: Nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr, in dem Sie handeln.

W∑V4 – Die Formel der Menschenführung

Führungskräfte sind idealer Weise Menschen, die sowohl über eine fachliche (Fachkompetenz) als auch eine persönliche Eignung (Personelle Kompetenz) verfügen sollen. Die wichtigste Kompetenz liegt jedoch eindeutig in der persönlichen Eignung. Ist diese nicht ausgeprägt vorhanden oder fehlt, ist das keine gesunde Basis für ein dauerhaft gutes Miteinander zwischen Führenden und den Geführten. Das Ergebnis: schlechte Zahlen, schlechte Stimmung, innere Kündigung, Kündigung(en).

In einer Ausarbeitung des Instituts für Beschäftigung und Empoyability (IBE) Ludwigshafen zum Thema “Demografiefeste Personalpolitik” ging man folgender Frage nach:

Warum kommen, bleiben und gehen Mitarbeitende?

Zur Legende: Dunkelgrau = Platz 1, Grau Platz 2, Hellgrau = Platz 3

Hier das Ergebnis – klicke auf das Bild um die Auflösung zu erhalten!

Selbst aktuellere Studien zeigen: Eine Vielzahl der Gründe zur Kündigung durch einen Mitarbeitenden liegen direkt oder indirekt am Handeln oder Nicht-Handeln der Führung.

Woran erkennen Sie eine Führungs-Schieflage im Unternehmen?

Schlechte Zahlen sind nicht immer ein Auslöser für Fluktuation. Ein schlechtes Betriebsklima sehr wohl. Mitarbeitende kündigen zunächst innerlich, bevor sie dies in die Tat umsetzen. Dazwischen besteht immer die Möglichkeit, mit entsprechenden Maßnahmen den letzten Schritt abzuwenden.

Dazu müssen Sie sich aber in die Lage versetzen, die Zeichen einer sich verschlechternden Mitarbeiterzufriedenheit zu erkennen. Zu erkennen UND ihr Vorhandensein zu akzeptieren!

Nach dem Gallup* Engagement Index 2018 Deutschland entscheidet die Unternehmenskultur maßgeblich über den wirtschaftlichen Erfolg. Noch gravierender jedoch sind die Erkenntnisse zur inneren Kündigung:

• über 14 % (> 5 Mio.) Arbeitnehmer haben bereits innerlich gekündigt und besitzen keine emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen
• 71 % oder 3 von 4 Beschäftigten machen Dienst nach Vorschrift

Den daraus resultierenden volkswirtschaftlichen Schaden berechnet Gallup auf bis zu 103 Mrd. €

Schlechte Chefs und das Verhalten der direkten Vorgesetzten entscheiden über den Grad der Mitarbeiterbindung. Die Kultur eines Unternehmens entscheidet darüber, wie schnell sich dieses auf sich veränderte Rahmenbedingungen einstellt. Vorausgesetzt, es gibt überhaupt eine an Werten orientierte Unternehmenskultur.

Hier die Anzeichen, an denen Sie eine Bereitschaft zur inneren Kündigung erkennen können:

• Bisherige Leistungsträger und Ideengeber ziehen sich zurück oder machen nur noch das Nötigste
• Dienst nach Vorschrift
• Kritik wird nicht mehr geäußert
• Das Jammern nimmt zu
• Die Körpersprache signalisiert Desinteresse, Langeweile
• Erhöhte Fehlzeiten
• Häufung von tageweise Urlaubstagen
• Verweigerung von Überstunden
• Wenig bis keine Eigeninitiative
• Handlungsspielräume werden nicht mehr genutzt
• Keine (aktive) Teilnahme an Kommunikation
• Wenig oder Keine Teilnahme an Veranstaltungen wie Betriebsfeiern, Ausflügen oder Incentive-Veranstaltungen
• Kritik und Sanktionen scheinen nicht mehr anzukommen
• erhöhte, nicht natürliche Fluktuation
• ……

Handeln – aber richtig!

Wenn Sie in Ihrem Unternehmen etwas ändern wollen, müssen Sie sich bewusst und im Klaren sein: Zunächst über das “Warum” Sie etwas ändern möchten und über das “Wohin”. Und dann brauchen Sie noch das “Wie” den “Willen” zur Umsetzung! Das gilt für alle unternehmerischen Veränderungen. Dabei ist die eigentliche Veränderung das Ergebnis Ihres “Wohin”. In diesem Zusammenhang sicherlich zu einer verantwortungsvollen, menschendienlichen und aus gegenseitigem Respekt bestehenden Beziehung zwischen Führenden und Geführten.

Ihr Wohin – ihr Ziel – ist es, dass Mitarbeitende auch wegen ihres Vorgesetzten bleiben!

Wenn Ihr Warum groß genug ist, kommt der Wille von alleine. Man könnte auch sagen, wenn die Not am größten ist. Lassen Sie es aber erst gar nicht so weit kommen.

Wer sich selbst gut fühlt, arbeitet auch gut.

Denken Sie doch mal an sich. Wann arbeiten Sie am liebsten? Klar, wenn Sie sich selbst gut fühlen. Daher muss es doch im Interesse eines jeden sein, eine Atmosphäre des “sich wohl fühlen” zu schaffen und zu erhalten. Das heißt nicht, dass immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Gerade jedoch in schwierigen Zeiten kommt es doch wesentlich darauf an, wie man miteinander umgeht. Denn eines ist auch klar:

In einem guten Umfeld werden immer die besten Ergebnisse erzielt.

Damit sich das Umfeld nicht (noch weiter) verschlechtert, im Idealfall sogar verbessert, gibt es eine Vielzahl von Handlungsansätzen. Doch wo anfangen und mit welchen aufhören? Sicher, es gibt unendliche viele und gute Sachbücher, die sich mit Führungskompetenzen beschäftigen – und mit nahezu unendlich vielen Eigenschaften, die eine gute Führungskraft auszeichnen. Und es gibt ebenso sicher Menschen, die anderen Themen mehr Bedeutung zumessen würden.

Wer jedoch Menschen führen möchte, sollte sich aus meiner Sicht zunächst mit diesen fünf zentralen Werten und Eigenschaften eingehender beschäftigen. Ich nenne Sie

Die Formel der Menschenführung: W∑V4

f _(Führung) = Wertschätzen ∑ (Verstehen + Vertrauen + Verantwortung + Vorleben) 

Die Wertschätzung dem Menschen gegenüber ist die Basis, die 4V’s sind die tragenden Säulen für eine anerkennende und stabile Begegnungsqualität. Zusammen sind sie der Garant, der Motivation, Leistung und Erfolg sicherstellt – sowohl individuell als auch für das gesamte Unternehmen.

Wenn Sie sich mit dieser Formel der Menschenführung beschäftigen werden Sie erkennen, wie sich viele weitere Werte und Eigenschaften wie fehlende Puzzleteile automatisch in Ihrem Führungsalltag einfinden.

Zusammen nehmen sie Einfluss auf Ihre Kompetenzen. Nicht nur im Berufsleben sondern auch darüber hinaus. Es sind die sozialen und personellen Kompetenzen, auch “Softskills” genannt. Sie helfen Ihnen im täglichen zwischenmenschlichen Umgang in der Art, wie Sie auf Menschen zugehen, mit Ihnen umgehen, wie Sie Konfliktsituationen meistern, auf Änderungen reagieren oder auch wie zuverlässig Sie sind.

Change Managements Mindset

Darüber hinaus: Ändern Sie den Blickwinkel und damit Ihre Sichtweise auf manche Dinge. Sie werden sehen, wieviel “Unbekanntes” auf ein Mal von Ihrer Aufmerksamkeit aufgeschreckt wird. Sie werden mit dem “Wie” Ansätze finden, um aktiv gegensteuern zu können. Sie werden erkennen, wie schnell ihr Umfeld darauf reagiert. Und wie schnell Sie selbst dadurch in ein ganz neues Wohlfühl-Empfinden kommen werden.

Die einzelnen Bestandteile der Formel “f = W + 4V” werden nach und nach in den noch folgenden Beiträgen beschrieben.

Übrigens: Wenn Sie sich u. a. mit diesen Soft Skills beschäftigen, tun Sie gleichzeitig etwas für Ihre Persönlichkeitsentwicklung. In einer Studie von Nobel Laureate und James Heckmann wird aufgezeigt, wie wichtig die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit ist. Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Persönlichkeit einen weitaus größeren Einfluss auf den Erfolg als der IQ hat. Informationen (auf Englisch) dazu finden sie hier.

Spruch des Blogs:

“Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben.”

Viktor Frankl (Neurologe, Psychiater; *1905 – +1997)

Im Vorgriff auf den Punkt “Vorleben”.

*Gallup Deutschland ist ein forschungsbasiertes Beratungsunternehmen und Spezialist für die Schnittstelle zwischen Ökonomie und Psychologie. Wer sich für die Studie interessiert, gelangt hier zur Webseite mit den Downloads: https://www.gallup.de/183104/engagement-index-deutschland.aspx